Tha Ton - Nordthailand 03.1995
Tha Ton ist ein kleiner Ort in der Provinz Chiang Mai am Fluß Mae Kok in Nordthailand. Der Fluss führt in das 3.5 Stunden Autostunden entfernte Chiang Mai.
Wir haben uns zu viert zusammengetan und lassen uns mit kundiger, lokaler Unterstützung ein kleines Bambusfloss bauen. Unser Ziel ist es, fernab von Touristenströmen und Verkehr mit dem Floss zur Rose des Nordens, der Stadt Chiang Mai, zu gelangen.
Die Fahrt führt uns vorbei an unzähligen Dörfern und ab und an ein Elefantencamp mit badenden Elefanten.
Die zwei jungen, stehts zu Spässen aufgelegten Flossführer, Nam und Sunthep, werden die Steuerung übernehmen.
Heute kann ich sagen, sie waren gut! Wir haben sämtliche Stromschnellen ohne Schiffbruch überstanden. Wir haben uns am Flussufer herrlich einfaches Essen gezaubert, im Fluss gebadet und Anderes erledigt. Es war ein unglaublich entschleunigendes Erlebnis, sich mehrere Tage einfach treiben zu lassen. Ok, die Nächte mit all dem herum kriechenden Krabbelvölklein vielleicht etwas weniger….
Hilltribes - Im Norden, 07.02.1995
Eine meiner Lieblingsregionen im Norden Thailands ist die Umgebung von Fang. Hier gibt es viele Bergvölker. Die Kulturen der einzelnen Ethnien haben verschiedene Ursprünge und unterscheiden sich stark voneinander. Es gibt sieben Hauptgruppen. Die Völkerwanderungen kamen von China, Laos, Vietnam, Sprachen der Khmer und viele mehr. Alles Minderheiten. Gestern wie heute. In manchen Gebieten gruusig für den Tourismus missbraucht. Ich denke da an die Long Neck Karen (Vermarktung als Giraffenhalsfrauen).
Im Februar 1995 durfte ich einige Zeit Mr. Sing begleiten, welcher in der Gegend gut verwurzelt ist und vermutlich jeden Bewohner persönlich kennt. Stundenlange Fahrten auf dem Rücksitz seines Motorrads, ein Eintauchen in andere Welten, Farben, viel Gelächter und unzählige Lebensgeschichten…Ich hatte das Glück, die Karen, Akha, Lahu und Lisu näher kennenzulernen. Bei den Lisu lebte ich später einige Zeit.
Ayutthaya 23.01.1995
Ayutthaya war während rund 500 Jahren die Hauptstadt des alten Siam. Die Stadt fasziniert mit Bootsfahrten auf den drei Flüssen und ihren Kanälen, alten Ausgrabungsstätten und einer Vielfalt von Buddha Statuen. Während des buddhistischen Neujahrs werden hier überall kleine Feste gefeiert und es finden Nachwuchswettkämpfe des Muay Thai (Thaiboxing) statt. Diese Kampfsportart und die damit verbundenen Meditationen, wird mir in ganz Südostasien immer wieder begegnen. Es wird mit und ohne Waffe gekämpft. Meistens mit Schwert, Stock und Schild.
Koh Lanta, 14.01.1995
Alles begann im Gästehaus in Bangkok. Damals war es unter Reisenden üblich, in einem Gästebuch praktische Tipps einzutragen oder nachzulesen. So entdeckte ich während einer früheren Reise einen Eintrag über das Städtchen Krabi, welches als angenehm kleiner Durchgangsort im Süden erwähnt wurde. Gegenüber von Phuket liegend, ein paar Schiffstunden vom Archipel Koh Lanta entfernt, liess mich der Gedanke an Traumstrände nicht mehr los. Aber für Rucksackreisende mit bescheidenem Budget war die Reise von Bangkok in den Süden nicht unkompliziert.
Also schnell ein Bahnticket für die Bahnfahrt von rund 800 km kaufen. Damals gab es allerdings noch kein Ticket-App und kein Internet. Zudem hatte ich keine Ahnung von der genauen Linienführung der Bahnstrecke oder schlimmer, vom Bahnhof selbst. Mit dem Flussboot und viel Fussmarsch suchte ich also den Bahnhof von Bangkok. Von meiner ersten kleinen Bahn-Odyssee kannte ich diesen ja bereits. Allerdings wusste ich nicht, dass es sich um den Bahnhof der Northern Line handelte, also die Bahnlinie, welche in den Norden fuhr. Gut zu wissen für spätere Reisen, aber ich wollte ja jetzt erst einmal ans Meer. Wieder im Gästehaus zurück halfen mir dann Karte und Tipps weiter. Am nächsten Tag wagte ich einen neuen Versuch, wieder mit Flussboot und viel Fussmarsch und fand schlussendlich auch die richtige Southern Railway Station…
Nach einer zweitätigen Fahrt in 3. Klasse durch eher unspektakuläre Gebiete, umsteigen und Übernachtungsstopp in der Provinzhauptstadt Prachuap Khiri Khan nahe der damaligen burmesischen Grenze (heutiges Myanmar) waren die ersten 580 km geschafft und ich war in Chumphon. Ein hübscher kleiner Ort mit liebevoll gepflegten Häusern und Gärten, freundlichen und hilfsbereiten Bewohnern. Nach einem weiteren Übernachtungsstopp ging es, immer noch in der 3. Klasse, weiter bis Surathani. Der Bahnhof lag damals etwa 15 km ausserhalb der Stadt. Nach einem weiteren langen Fussmarsch und einem zweiten Versuch funktionierte es dann auch mit dem richtigen Bus. Die Mittagshitze und der schwere Tramper am Rücken sind nicht nennenswert ;-) Irgendwann war ich dann an der richtigen Kreuzung, ich fand den richtigen Bus und kurz vor Einsetzen der Abenddämmerung erreichte ich mein erstes Ziel Krabi.
Krabi wurde in den folgenden Monaten immer wieder ein Durchgangsort für mich, auf dem Weg zu den Inseln, oder auf dem Weg nach Malaysia oder zurück. Der sympathische kleine Ort mit seinem ruhigen kleinen Nachtmarkt unten am Fluss. Die fantastischen und besonders scharfen südlichen Gerichte in den kleinen Garküchen und der Geruch von Meer. Hier mündet der Fluss ins Meer, hier legen die kleinen Fährschiffe ab, die genauso kleinen Frachtschiffe und die farbenfrohen Fischerboote.
Mein Ziel ist es, mit dem Fährschiff auf die Insel Koh Lanta überzusetzen. Diese Insel habe ich bereits vor zwei Jahren besucht. Ich bin neugierig, ob sie immer noch ruhig und unentdeckt geblieben ist. Beim letzten Besuch wohnte ich in einer kleinen Anlage mit Bambushütten. Die Rindviecher tummelten sich tagsüber im Garten. Die Nachbarn betrieben kleine Landwirtschaftsbetriebe und der Kautschuk als weitere Einnahmequelle wurde noch von den Familien selbst weiter verarbeitet. Damals gab es eine einzige kleine Gästeanlage auf der Insel. Kein Strom, kein Telefon, kein Fernsehen. Ob sie wohl immer noch so einsam lag?
Und wenn ja, gab es überhaupt ein freies Bett für mich?
Bangkok, 04.01.1995
Wir leben wohl noch lange mit Reisebeschränkungen. Deshalb habe ich beschlossen, euch von einer Zeit zu erzählen, wo Reisen noch ein anderes Abenteuer war.
Damals, in einer Zeit ohne Handy und Internet.
Damals, vor rund 25 Jahren, beschloss ich als junge Frau, auf Job und Karriere zu verzichten, die Wohnung aufzugeben und mit einem eher bescheidenen Budget Richtung Asien aufzubrechen.
Abenteuer, faszinierende Kulturen, Kälte, Hitze, Moskitos, Kakerlaken, traumhafte Sandstrände, Matsch und Sumpf in abgelegenen Regenwäldern, Blutegel und riesige Käfer in den Haaren wurden meine Reisebegleiter, Religionen, Todeskulte, Freundschaften, Lachen, Glück, Heimweh, Durchfall, Malaria, Typhus, betörende Farben und berauschende Düfte…daraus wurden unvergessliche 13 Monate.
Die Fotos sind eher bescheiden mit einer analogen Kamera gemacht, die Negative und Fotos mit der schweren Kamera durch halb Asien geschleppt.
So landete ich also am 4. Januar 1995 auf dem alten internationalen Flughafen von Bangkok. Mit einem Tramper von 16 kg auf dem Rücken. 16 kg für ein Jahr. Davon machten wohl allein der Walkman und die 10 Musikkassetten sowie mehrere dicke Bücher schon mindestens die Hälfte des Gewichtes aus.
Der thailändischen Sprache nicht mächtig stieg ich prompt in einen Zug, der in die falsche Richtung fuhr, 2 Stunden bis zum nächsten Stopp. Schön sparsam auf Holzbänken der 3. Klasse.
Und so begann also das erste Abenteuer in einem Land wo die Bewohnern immer nett und freundlich lächeln. Wo jede Frage mit «yes» beantwortet wird. Egal, in welche Richtung du zeigst.
Finde Bangkok…